vonMichael Sonntag
Was würde dabei herauskommen, wenn Mirror’s Edge und Cyberpunk 2077 ein Kind hätten? Richtig: Ghostrunner. Der Erstling von 2020 war erfrischend gnadenlos. Auch wenn es keinen zweiten Teil gebraucht hätte, bekommen wir trotzdem einen – zum Glück. Der erste Blick sagt: Mehr vom Gleichen. Der zweite sagt: Besser vom Gleichen. Der Begriff „Nische“ wird oft abwertend für Spiele verwendet, die sich nur an ein spezielles Publikum richten und kein Interesse an Massentauglichkeit und Massenerfolg haben. Aber eigentlich ist es anders: Denn gewöhnliche Kohle findet ihr überall. Aber wo wollt ihr bitte Diamanten finden, wenn nicht in Nischen, wo sie meistens versteckt sind? Wartet nicht, bis Ghostrunner 2 euch findet. Ihr würdet es bereuen.
Ghostrunner 2: Perfektionieren geht über Blamieren!In Ghostrunner 2 spielt ihr den titelgebenden transhumanen Samurai. Die Lore ist komplex, die Motivation, allerhand cooles Zeug anzustellen, reichlich vorhanden. © 4P/Screenshot
In Ghostrunner 2 spielt ihr den titelgebenden transhumanen Samurai. Die Lore ist komplex, die Motivation, allerhand cooles Zeug anzustellen, reichlich vorhanden. © 4P/Screenshot
Die Handlung von Ghostrunner war bereits wirr und jetzt gibt es in Teil 2 auch noch mehr davon. Wer folgen möchte, sollte Teil 1 nachholen. Wer nur spielen möchte, braucht das alles nicht. Denn das Cyberpunk-Genre lebt davon, mit seiner Komplexität zu begeistern, ohne verstanden zu werden. Damit wisst ihr schon alles, was euch in Ghostrunner 2 erwartet.
Eine zynische Zukunftsdystopie aus Metall und Neonlichtern, in der die Grenze zwischen Leben und Technik nicht mehr existiert. Dafür gibt es jetzt coole, transhumane Samurai-Robos, die auch Ghostrunner genannt werden. Ihr seid einer davon und sollt eine neue Bedrohung aufhalten. Das reicht als Begründung und roter Faden für die hübschen und kryptischen Cutscenes. Worauf es ohnehin ankommt, ist die Motivation, und die gibt es in Überfluss, wenn ihr euch all das coole Zeugs anseht, das ihr als Ghostrunner anstellen könnt.
Der zweite Teil kommt unerwartet geschwätzig daher. Zum Glück sind die Gespräche mit euren Verbündeten in der Basis optional. © 4P/Screenshot
Sprinten, springen, an der Wand entlang laufen, rutschen, mit dem Katana Gegner teilen, in Slow-Motion ausweichen und gleich nochmal. Wisst ihr, was Flow ist? Für mich ist es das Bedürfnis nach Grenzenlosigkeit und Geschwindigkeit. Ein Bewegungsablauf, der elegant jedes Hindernis überwindet. Eine Klinge, die durch alles durchgeht. Wäre Coolness ein Element, wäre sein flüssiger Zustand Flow – und zu diesem will euch Ghostrunner 2 machen.
Mit dutzenden Niederlagen, Wiederholungen und sehr fair gesetzten Checkpoints. Betretet ihr einen der vielen Hindernisparcours, werdet ihr euch anfangs wie ein unbeholfener Gabelstapler vorkommen. Dann aber, nach etlichen Neustarts, wenn ihr alle Feinheiten kennengelernt habt, werdet ihr euch wie eine Waffe fühlen, die die moderne Welt längst hätte verbieten sollen. Bei dieser Geschwindigkeit kommt euch das Game Over nicht mehr wie eine Beleidigung eures Skills vor, sondern wie eine Atempause, die zwischen den rasanten Kunststücken dringend notwendig ist.
Es wird nur noch cooler
Wie schon gesagt, Ghostrunner 2 orientiert sich sehr stark an seinem Vorgänger. Es gibt darüber hinaus auch Neuheiten, aber das wirkliche Kunstwerk besteht nicht darin, dass es sie gibt, sondern wie sie in die bekannte Formel eingebaut worden sind. Jedes neue Element setzt an jeden Bereich an und ist clever mit den anderen verzahnt. Dieses Spiel ist wie eine ausbalancierte Klinge – bis auf eine Ausnahme, die allerdings komplett optional bleibt.
Neue Gadgets: Zu eurem Repertoire gesellt sich nun ein Wurfstern, der euch bei der Fortbewegung und im Kampf unterstützt. Das eröffnet euch neue Möglichkeiten (wie Fernkampf), aber stellt euch auch vor neue Geschicklichkeitsrätsel (unter Zeit verschiedene Schaltkästen treffen).
Parcours ist die Antwort auf alles. Ob ihr jetzt durch die Stadt lauft oder Programme hackt, die Welt ist ein Spielplatz. © 4P/Screenshot
Neues RPG-System: Die gewonnene Erfahrung könnt ihr in die Verbesserung eures Systems investieren und darüber neue Boni und Fähigkeiten freischalten. Das reicht von mehr Energie bis zu Kugeln abwehren. Je gründlicher ihr die Level erkundet, desto mehr Chips findet ihr, womit ihr euch schneller und breiter aufstellen könnt.
Größere, verzahnte Level: Die Linearität wurde aufgelöst. Manche Level enden offen und gehen später weiter, andere bestehen aus Unterleveln in einem großen Areal. Plus: Hacken bedeutet ebenfalls Parcour, der dann halt in programmierten Welten mit neuen Gesetzmäßigkeiten stattfindet.
Zwischenbosse und Motorradpassagen: Wenn Ghostrunner 2 der Meinung ist, dass ihr gerade mal wieder Abwechslung vom Scheitern und Flowen braucht, wirft es euch einfach in einen Bosskampf. Oder auf ein Motorrad, mit dem ihr dann parcouren sollt. Ja, das ist noch cooler als es klingt.
1 2 Fazit
Ich spiele es gerade und habe wieder sehr viel Spaß.
Es ist etwas leichter als der Vorgänger und man kann Schüsse blocken und bei richtigem Timing sogar zurücklenken. Der Anfang war allerdings etwas hart. Irgendwie fühlte sich die Steuerung anfangs überladen an und das Spielgefühl war zäh und ungelenk. Ein Spielfluss wollte sich erstmal nicht einstellen. Vielleicht ging es mir damals mit Teil 1 auch so und ich habe es nur vergessen - man sollte Ghostrunner daher schon etwas Zeit geben, denn nach 2-3 Stunden wird es deutlich besser und der Flow ist grandios...
Der zweite Teil ist deutlich offener und es gibt einige Passagen, in denen man sich frei mit einem Motorrad bewegen kann. Ich mag aber eher die linearen Parcours und finde dieses offene Erkunden eher wenig bereichernd. Im Moment würde ich Teil 1 daher vielleicht vorne sehen, allerdings ist Teil 2, wenn er denn dann mal linear ist, in den Kämpfen und Parcours nochmal spaßiger und die Rätsel passen auch nochmal einen Tick besser als im Erstling.Auf PS5 gibt es eine Demo. Keine Ahnung wie lange schon. War mir bisher nicht aufgefallen.
Hab es ausprobiert und muss sagen, es kommt mir "leichter" vor als Teil 1.
Nicht leicht. Keine Frage. Ich bin immernoch gefühlt 1000 Tode gestorben. Aber man hat nun viel mehr nützliche Verteidigungen.
Man kann zum Beispiel Schüsse nun blocken. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Das war stellenweise schon hilfreich. Und Shuriken sind auch mehr verfügbar, hatte ich den Eindruck. Außerdem lässt die Levelstruktur "Umwege" zu, die scheinbar dazu führen, dass die Begegnungen etwas besser anzugehen sind.
Also ich hab es mal auf meine wishlist geschoben. Vielleicht nicht unbedingt jetzt, hab einfach zu viele andere Spiele offen. Aber irgendwannn könnte ich schwach werden. Auch der Motorradlevel hat einigermaßen Bock gemacht.Neon White spielen!
Da kann man auch alle Tasten frei belegen@Zirpende Grille: spontan ist mir Mirrors Edge eingefallen . Keine freie Tastenbelegung hat mich auch schon bei etlichen Spielen am Weiterspielen gehindert. Verstehe nicht warum das Pflicht ist. Angenommen ich hätte mal 1-2 Finger verloren, dann funktionieren manche Belegungen einfach nicht mehr.
Klar ist es eine gewisse Umgewöhnung an das Steuerungsschema von Ghostrunner, die aber nach ein wenig Übung funktioniert. Und dass Springen immer auf einer gewissen Taste liegen muss, weil das Konvention ist, ist deine Meinung und zum Glück keine universelle. Dann musst du das Game wohl leider liegen lassen. Für mich funktioniert es wunderbar.
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